Erkenntnisse von draußen
Flohparty No.2. Wir haben seit 2 Wochen ungebetene Gäste im Bett. Flöhe. Schon wieder. Eine Zerreißprobe mit unseren Umständen. Zwei Räume und vor der Türe Matsch. Der Schuppen quillt über vor gelagerten Dingen…wir besitzen nicht viel würde ich meinen, aber brauchen wir alles davon wirklich??? Aktuell nein, in Zukunft jein? Also können wir die heiß gewaschenen Textilien dort nicht lagern. Im Wohnraum stapeln sich die Müllsäcke mit der frischen Wäsche…Dank dem aktuellen Regen- und Sturmwetter haben wir keinen Strom, um zu saugen oder mit dem Dampfstrahler den Flöhen den Garaus zu machen. Das einzige was wir gerade tun ist Kieselgur verteilen. In alle Ritzen. Flöhe lieben Ritzen. Im Holz. Wie gut für die Flöhe, denn unser Holzhaus hat Hunderte. Bei Flöhen soll man ja auch unbedingt schnell sein…Weil unser Häuschen so gemütlich ist, dachten sich drei Mäuse, na da gesellen wir uns doch gleich mit dazu. Und haben es sich in unserer Küche gemütlich gemacht und unsere fünf (!!!) Katzen waren zu bequem mal an die Arbeit zu gehen. Von jenen fünfen ist eine Katze sehr krank gewesen und wir haben sie die letzten Wochen intensiv gepflegt. Wie ihr vielleicht rauslesen könnt, war und ist bei uns tierisch was los.
Natürlich kommt gerade in solchen Zeiten die Frage hoch, warum wir es uns nicht ein klein wenig leichter gemacht haben. Ein ebenes Grundstück mit guter Zufahrt. Wo die 3 schlafenden Kinder im Auto bleiben können, während ich die Einkäufe reintrage. Und ich nicht unten wo der Berg anfängt parken muss, wie `ne bekloppte hupe, weil Martin es nicht hört, weil er sägen muss. Ich dann doch hochlaufe weil wir uns übers Handy nicht erreichen, entweder kein Netz, Geld oder wir hören es nicht. Er dann den Pickup runterfährt, die Bande und den Rest einlädt dann hochfährt… AAAAAH!!!
Nie, aber auch wirklich nie hätte ich mir vorstellen können, wie unser Leben hier aussehen wird. Nun erfahren wir es. Und ich kann nur sagen, wir wollen es so. (Im Moment. Möchte keine Aussagen für die ferne Zukunft treffen.) Auch wenn die Straße manchmal verflucht wird und die Flöhe sowieso. Danke für die Erfahrung, darf ich am Ende sagen. Und wir haben uns aus so vielen Gründen für diesen Ort entschieden. Direkt aus dem Herzen. Und die rationale Seite meldet sich dann, wenn der Sturm den Regen Ausdruckstanz machen lässt und die Straße zum Bach wird. Oh, was treffen wir nur für unnachvollziehbare, naive, tollkühne, mutige, leichtsinnige Entscheidungen. Aber niemals falsche.
Dieser Berg hat uns in seinem Bann. Wir spüren eine unglaubliche Energie. Diese Steine sind magisch. Die pflanzliche Welt irgendwie bipolar: Üppig und karg zugleich. Die wilde Tierwelt: Einerseits schüchtern, aber so divers, wenn man sich Zeit nimmt und hinschaut. (Wir haben einige Käuze direkt vorm Haus und nachts können wir Feuersalamander zählen. Und Wildschweine kommen nachts fast bis ans Haus. Sie ziehen aber eine Respektgrenze die sie nicht überschreiten. Sie scheinen genau zu wissen, wo der Raum vom Menschen anfängt!)
Weil wir hier am Berg abseits von der Stadt leben, erfahren wir, wir sind Teil von der Natur. Und unser Rhythmus passt sich irgendwie an. Ich konnte beobachten, dass ich – und das geht hier wirklich den meisten Frauen so – bei Neumond viel schneller erschöpft bin. Meine Energie ist so niedrig, ich bin da auch sehr am Limit in meiner Mamarolle. Ganz anders bei Vollmond, voller Tatendrang und Power. Diese und andere alten Weisheiten dürfen wir nun in uns wieder entdecken.
Nachdem wir uns im Prozess befinden uns von Glaubenssätzen und Illusionen zu lösen, erkennen wir mehr und mehr, was ist von uns, was ist echt. Nicht nur wir, sondern alle Menschen, werden auf dieser Lebensreise vieles hinter sich lassen. In all dem Loslassen und Entkleiden von diesen schweren Schichten erkennen wir, was ist. Und können uns wieder neu kleiden. Ich lerne Schritt für Schritt dieses starre Korsett zu öffnen.
Vielleicht denkt ihr euch: Ja die Zeit hätt ich gern. Doch wenn ich so über das Konstrukt der Zeit nachdenke…die Zeit hat uns hier nicht. Sie spielt keine große Rolle. Wir haben nicht mehr Zeit wie jemand anderes, vielmehr geht es um Prioritäten. Und ja, wir verrennen uns dabei. Und manchmal denk ich mir, vieles wäre in einem bürgerlichen Leben einfacher. Das Gras scheint oft grüner auf der anderen Seite, egal wo man steht. Und wer weiß was in Zukunft ist. Doch ich kann sagen, dass dieses Leben hier mir so viel Qualität gibt. So reich ist es an Erfahrungen und Schätzen. So pur in seiner Energie und Qualität. Einfach: So echt.
Das war es für heute. Eure Janice





